01.05.2003 - Brand einer Lagerhalle

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01.05.2003 - Brand einer Lagerhalle

Veröffentlicht am 01.05.2023

Am 01. Mai 2003 befindet sich die Feuerwehr St. Georgen nach einem Kleineinsatz seit 09.38 Uhr mit 2 Fahrzeugen und 8 Kräften im Einsatz, als gegen 10.16 Uhr durch die Integrierte Leitstelle die Alarmierung für die Abteilung Stadt der Feuerwehr St. Georgen, mit dem Alarmstichwort >> Gebäudebrand Firma Kaspar, Industriestraße << erfolgt. Die Feuerwehr St. Georgen ist, wegen des Neubaus des Feuerwehrhauses, zu dieser Zeit provisorisch im städtischen Bauhof, in unmittelbarer Nähe zum Brandobjekt, untergebracht.

Unmittelbar nach dem Alarm rückt der Einsatzleitwagen (ELW 1) mit dem damaligen Stadtbrandmeister und Einsatzleiter Werner Fuchs und zwei weiteren Kameraden zur Einsatzstelle aus. Bereits auf der Anfahrt ist ein riesiger Rauchpilz über dem Firmengelände zu sehen, weshalb der Einsatzleiter über Funk Vollalarm für die Gesamtwehr St. Georgen auslöst. Die verbliebenen Einsatzkräfte des Kleineinsatzes rücken sofort mit einem Tanklöschfahrzeug (TLF 24/50) und einem Löschgruppenfahrzeug (LF 16/12) unter Mitnahme von Einsatzplänen und Objektschlüsseln zum benachbarten Brandobjekt aus.

In der Folge werden zeitgleich die Abteilungen Langenschiltach, Oberkirnach, Peterzell und Stockburg über Sirene bzw. Alarmempfänger, sowie der Kreisbrandmeister des Schwarzwald-Baar-Kreises, Manfred Bau, alarmiert.

Ferner werden im weiteren Einsatzverlauf der Zugführer des Gefahrgutzuges, der Fachberater Chemie, der Gerätewagen Atemschutz-Strahlenschutz (GW-AS), ein Gerätewagen Messtechnik (ABC- ErkKW), ein Gerätewagen Gefahrgut (GW-G2) sowie das Institut Dr. Jäger angefordert.

Die Betriebsinhaber, Bürgermeister, Stadtbaumeister, der 1. Landesbeamte, das Amt für Wasser- und Bodenschutz, das zuständige Energieversorgungsunternehmen sowie der Bezirksbrandmeister werden im Einsatzverlauf ebenfalls verständigt.

Zur Sicherstellung des Brandschutzes für das übrige Stadtgebiet wird die Abteilung St. Georgen–Brigach mit einem Löschgruppenfahrzeug (LF 8) im Bauhof bereitgestellt.

Beim Eintreffen der Einsatzkräfte brennt die Kunststoff- und Recyclinghalle mit ca. 1.300 Tonnen Kunststoffmaterial mit einer Schütthöhe von ca. 5 Metern in voller Ausdehnung. Weiterhin befinden sich darin ein Aufgabegerät (Bagger) und eine Zerkleinerungsmaschine. Diese Halle ist durch eine einfache Trapezblechwand und ein Aluminiumrolltor in der Mitte abgetrennt. Im zweiten Teil der Halle befinden sich mehrere hochwertige Zerkleinerungs-, Beförderungs- und Siebmaschinen. In diesem Teil der Halle findet der eigentliche Zerkleinerungsprozess der Produktionsabfälle statt. Es herrscht leichter Wind aus Richtung Süd-West.

Bereits hier ist für die Einsatzleitung klar, dass die Brandbekämpfung und eine Konzentration der Einsatzkräfte zur Rettung der unmittelbar angebauten Papiersortier- und Lagerhalle, in welcher ca. 700 Tonnen Papierabfälle und verschiedene Arbeitsmaschinen, sowie dem angrenzenden hinteren Teil der Kunststoffhalle erfolgen muss. In der Anfangsphase konzentrierte man sich darauf ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Lagerhallen zu verhindern. Außerdem wurden neben der brennenden Halle ca. 25 Lastwagen, ein neuwertiger Bagger und 9 Container mit Recyclingmaterial vor der Hitze und den Flammen geschützt. Durch Einsatzkräfte und Mitarbeiter des Unternehmens wurden diese später in Sicherheit gebracht.

Die Brandbekämpfung und der Schutz der umliegenden Hallen können wegen der starken Rauchentwicklung nur unter Atemschutz erfolgen. Wegen der enormen Hitzeentwicklung ist ein Vorgehen teilweise sogar nur in Hitzeschutzanzügen möglich.

Durch die Besatzungen der ersteintreffenden Fahrzeuge (Tanklöschfahrzeug TLF 24/50 und Löschgruppenfahrzeug LF 16/12) werden unmittelbar zwei Wasserwerfer und drei handgeführte Strahlrohre in den Einsatz gebracht. Um den Wasserbedarf des umfassenden Löscheinsatzes zu decken, werden insgesamt 5 Schlauchleitungen zur Wasserversorgung aus der Brigach verlegt, die als offenes Gewässer in unmittelbarer Nähe zum Brandobjekt verläuft. Nach kurzer Zeit kann durch weitere eintreffende Kräfte der Abteilungen ein umfassender Löschangriff von mehreren Seiten eingeleitet werden, so dass die Ausbreitungsgefahr gebannt werden kann. Durch die umlaufenden Oberfenster wird zudem über die Drehleiter, mit einem weiteren Wasserwerfer die Brandbekämpfung durchgeführt.

Aufgrund der stark verformten Stahlträger kann die Halle bereits in der Anfangsphase nicht mehr betreten werden. Nachdem an der brennenden Halle die Blechverkleidung mittels eines Greifbaggers aufgerissen wird, kann das massive Feuer unter Kontrolle gebracht und weitestgehend abgelöscht werden. Mit Greifbaggern und Radlader wird von außen das Kunststoffmaterial auseinandergezogen und abgelöscht.

In der benachbarten Papierhalle haben sich durch die Wärmestrahlung bereits erste Papierballen entzündet. Diese werden mittels eines Radladers ins Freie gebracht und dort abgelöscht. In der Folge kann ein weiteres Übergreifen des Feuers auf die Papierhalle verhindert werden.

Um eine mögliche Umweltbelastung für die Bevölkerung auszuschließen, wird das Institut Dr. Jäger beauftragt, unterstützt vom Fachberater Chemie und dem Gefahrgutzug des Landkreises, Messungen in Gewässern und in der Luft durchzuführen. Die enorme Rauchwolke zieht hauptsächlich in Richtung des Ortsteils Peterzell ab. Die Bevölkerung wird vorsorglich angehalten, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Messungen ergeben aber, dass für die Bewohner keine Gefahr besteht. Das in großen Mengen anfallende Löschwasser sammelt sich auf dem Hof zeitweise hüfttief an. Vor dem dosierten Ablassen über die Entwässerungsschächte auf dem Betriebsgelände wird der Schadstoffgehalt des Wassers kontrolliert.

An den darauffolgenden Tagen wird die Halle mittels eines Abbruch- und Schneidbaggers abgetragen. Das Kunststoffmaterial wird dabei mehrfach umgesetzt, auseinandergezogen und weiter abgelöscht.

Insgesamt ziehen sich die Nachlöscharbeiten bis zum endgültigen Einsatzende am Sonntag, den 04. Mai 2003 gegen 23.15 Uhr hin.

Als Brandursache wurde ein gewaltiger Kurzschluss in einer Starkstromleitung, der ca. 30.000 Grad Hitze ermittelt. Es entstand ein Sachschaden von ca. 3,5 Millionen Euro.

Daten zum Einsatz

  • 130 Feuerwehrangehörige im Einsatz:
  • Polizei
  • DRK-Rettungsdienst und DRK Ortsverein St. Georgen
  • Institut Dr. Jäger
  • Insgesamt wurden eingesetzt:
    • 4 Tragkraftspritzen
    • 304 Schläuche
    • 54 Atemschutzgeräte mit 114 Atemluftflaschen
    • 17 Strahlrohre und Wasserwerfer
    • div. Weiteres Material wie Hitzeschutzanzüge und Leitern

(Bilder: Feuerwehr St. Georgen, Polizei, Fa. Kaspar, Roland Sprich, Feuerwehr Villingen-Schwenningen)

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